Jean Cornelius VAUCHEL

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By Willibald Leo Lütgendorff

Sein eigentlicher Name soll Vauchelle gewesen sein; er war der Sohn eines Franzosen, der als politischer Flüchtling nach Deutschland gekommen war und da sein Brod als Graveur zu verdienen suchte. Nach dem Ausbruch der Revolution kehrte der Vater mit seiner Familie wieder nach Paris zurück, wo Jean V. das Geigenmachen erlernte und auch bei Tourte, mit dem er befreundet war, arbeitete. Er scheint dann allein nach Deutschland gegangen zu sein; wann er nach Würzburg kam, liess sich nicht feststellen, am 4. Juni 1819 aber war er dort schon als Hof-Geigenmacher ansässig. Vorübergehend scheint er auch in Mainz gearbeitet zu haben. Er brachte es zu Ansehen und fand vielseitige Anerkennung. In seinem Tagebuch findet sich die Bemerkung: »Mein Vater Joseph Maria Vauchel entflieht am 27. Dec. 1827.« Er scheint also zu den Feinden des Ministeriums Karls X. gehört zu haben und dürfte seinen Lebensabend bei seinem Sohne beschlossen haben. Vauchel wird stets als ein sonderbarer Kauz geschildert; um 1850 lebte er in dem Dorfe Schweinheim bei Aschaffenburg und verwendete alle seine freie Zeit auf die Taubenzucht. Als aber Schweinheimer Burschen auf seine Tauben schossen, zog er nach Damm bei Aschaffenburg, wo er sich 1853 das kleine Anwesen lit. A. Haus No. 7 kaufte. In einem Nebengebäude richtete er sich eine Werkstatt ein, wo er mit seinem Gesellen Reiter aus Mittenwald fleissig arbeitete. Er vermied selbst mit den nächsten Nachbarn jeden Umgang und verkehrte nur hie und da mit einem Franzosen Namens Régnier (oder Renier), der in der Dammer Porzellanfabrik in Stellung war. Seine Geigen wurden ihm gut bezahlt; Spohr und Paganini schätzten ihn als einen der besten Geigenmacher der Welt, und er konnte behaglich leben. Auch in Damm umgab er sich mit allerlei Geflügel und hatte eine schön eingerichtete Wohnung, in der es mancherlei kostbare Alterthümer und dgl. zu sehen gab. Er war nicht verheirathet, doch brachte er eine Haushälterin nach Damm mit, die einen dreijährigen Sohn besass, als dessen Vater Vauchel bezeichnet wurde. Personen, die sich des Meisters noch erinnern, schildern ihn als einen grossen, hageren Mann, der, wenn er ausging, stets einen braunen Cylinder und einen bis tief unter die Kniee reichenden, langen Rock trug. Er war sich seines Werthes wohlbewusst und liess von dem Preise, den er für seine Geigen forderte, keinen Pfennig ab. Als ein Händler einst eine Geige bei ihm bestellte und nachträglich zu feilschen begann ergriff der leicht zum Zorne gereizte Vauchel seine Arbeit und zerschlug sie in tausend Stücke. Seinem letzten Wunsche entsprechend wurde er nicht in Damm, sondern (am 13. Januar 1856) auf dem Friedhofe in Aschaffenburg begraben. Sechs Männer trugen ihn von Damm zum Kapuziner- oder Karlsthor nach Aschaffenburg, und von dort begleiteten ihn drei Geistliche zu seiner letzten Ruhestätte Auf seinem Grabstein ward eine Geige eingemeisselt. Vauchel war zweifellos eine echte Künstlernatur, der mit tadelloser Sorgfalt arbeitete, feines Empfinden und werthvolle Kenntnisse der akustischen Gesetze besass. Der Ton seiner Geigen kommt in der That dem echter italienischer sehr nahe. Sein Schüler I. B. Reiter vollendete noch alle unfertig hinterlassenen Arbeiten und erwarb von den Erben schliesslich Vauchel's Werkzeuge.

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