Alfred STELZNER

Highest auction price achieved
£ 1808.00

By Willibald Leo Lütgendorff

»Auf die Gefahr hin, Anstoss zu erregen« — schreibt Dr. Stelzner in de Wit's Zeitschr. für Instr.-Bau am 1. October 1895 — , »behaupte ich, künftig noch für die erste Autorität auf dem Gebiete des Streichinstrumentenbaues gewürdigt zu werden, in wörtlichem Sinne als Urheber der endgültigen Form der Resonanzkörper der Streichinstrumente«. — Es lässt sich nicht leugnen, dass unter den neueren Versuchen, das Geigenmachen zu reformiren, die Stelzner's die interessantesten sind, weil er immerhin zu nicht zu unterschätzenden Resultaten gelangt ist. Er hat das Wesen der Geige gründlich studirt und brachte alle Vorbedingungen mit, die ihn dazu befähigten, ernst zu nehmende Theorien aufzustellen. Sein Bestreben ist darauf gerichtet, die Energie der im Geigenkörper schwingenden Luftmoleküle zu erhöhen, was ihn zu einer Änderung der Umrisslinien der Geigen veranlasste. Er führt die Umrisslinien und Wölbungen zurück auf die Kegelschnitte der Ellipse und Parabel und die Flächen, die sich ergeben, wenn man diese Curven sich um ihre Axen gedreht denkt. Die Folgerungen, die er daraus zieht, sind geistreich, und die nach seiner Theorie gemachten Geigen haben manches Bestechende für sich, soweit ich dies nach solchen, die mir kurze Zeit zur Verfügung standen, beurtheilen kann. Künstler wie Ysaye, Wilhelmj, Massenet u. v. A. haben über die Stelzner-Instrumente glänzende Zeugnisse ausgestellt. Nach Stelzner's System sind bisher 330 Meisterinstrumente aller Art gebaut und verkauft worden. Die Violinen erzielten einen Preis von 3 bis 500 M. Eine glückliche Schöpfung Dr. Stelzner's ist jedenfalls die Violotta, eine Armgeige von der Länge (42 cm Corpuslänge) und Mensur einer mittelgrossen Bratsche mit vier Saiten in Quinten gestimmt, eine Octave tiefer stehend als die Violine und in einem neuen G-Schlüssel, dem umgekehrten Violin-Schlüssel notirt. In der bisherigen Besetzung des Streichquartetts sind die vier verschiedenen Stimmen nur durch drei verschiedene Tonwerkzeuge vertreten. Die Violotta füllt nach Tonumfang und Klangfarbe diese bereits von Händel, Gretry, Spohr und Anderen empfundene Lücke zwischen Viola und Cello und ist Repräsentant der Tenorstimme. Auch ein Cellone hat Dr. Stelzner erfunden, eine Kniegeige, kaum merklich grösser (nur 2 cm länger im Corpus) als das Violencell, mit vier Saiten in Quinten, und zwar eine Octave tiefer als die Violotta, also zwei Octaven tiefer als die Violine gestimmt und im Bassschlüssel notirt, wie die Töne klingen. Die Streichinstrumentenfamilie soll also künftighin nach Dr. Stelzner ausser dem Contrabass, dem mächtigen, unersetzbaren Fundament des Orchesters, bestehen aus drei G-Geigen, der Violine, der Violotta und dem Cellone, je um eine Octave in der Stimmung verschieden und den dazwischen stehenden, bisherigen zwei C-Geigen, der Viola und dem Violoncell. Es giebt bereits eine kleine Literatur für »Stelzner-Instrumente« U. A. schrieb A. E. Gerspacher ein Streichquartett für Violine, Viola, Violotta und Cello, Felix Draeseke ein Streichquintett mit Violotta, und Arnold Krug, Fd. Behm, Otto Kaletzsch u. A. Streichsextette mit Violotta und Cellone. Im Orchester verwendete zuerst Max Schillings die Violotta, und zwar als Soloinstrument in seiner vieler Orts aufgeführten Oper »Der Pfeifertag« und in zwei Operwerken Stelzner's, dem im Dresdner Hoftheater 1902 zuerst aufgeführten »Rübezahl« sowie in dem Musikdrama »Swatowit's Ende«, das seine Erstaufführung 1903 im Hoftheater zu Cassel erlebte, sind vom Verfasser die Violotta und das Cellone durchgehends als »gleichberechtigt und gleichbepflichtet« mit den übrigen Streichinstrumenten notirt und in mehrfacher Besetzung erfolgreich zur Verwendung gelangt. — Die endgültige Entscheidung über den Werth der Stelzner'schen Theorie bleibt der Zukunft vorbehalten.

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Type Title Sold Price
Viola 39.7 cm 1893 Fri 1st December 95 £ 1808.00

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